Du bekommst sowieso wieder eine 1

Wir haben Mathe und unsere Lehrerin hat uns bereits letzte Stunde mitgeteilt, dass wir heute unsere Arbeiten zurück bekommen. Sie schreibt den Notenspiegel und den Durchschnitt an die Tafel. 2,4 und nur drei Einsen. Sie greift in ihre Tasche und verteilt die ersten Hefter. Einer meiner Klassenkameraden schlägt sein Heft auf und schreit laut: ,,Ich habe die Eins.“ Die erste Eins ist bereits vergeben. Die Panik in mir steigt.Ich sehe unsere Lehrerin in die Richtung meines Tisches kommen und male mir meine schlechte Note aus. Ich fummle mit meinen Händen und versinke in Gedanken. „Selbst wenn ich eine 6 schreibe, stehe ich auf einer 3-, weil ich in der letzten Arbeit eine 1 hatte.“ Sie gibt mir mein Heft und ich will es nicht aufschlagen, weil ich Angst vor dem Ergebnis habe. Meine Sitznachbarin sagt: „Du bekommst sowieso wieder eine 1! Ich habe eine 4+ und ich bin zufrieden damit.“ Toll. Ich habe auch drei Tage lang jeweils vier Stunden in das Lernen investiert. Wenn ich jetzt eine schlechte Note schreibe, war alles umsonst. Ich schlage mein Heft jetzt einfach auf. Eine 1-. Ich bin erleichtert.

Solche oder ähnliche Situationen erleben nicht gerade wenige Schüler*innen, wenn es um Noten oder andere schulische Leistungen geht, egal ob selbst initiiert oder von Lehrern, Mitschülern sowie Eltern beeinflusst. Die Versagensangst durch zu hohe Ansprüche, das Blamieren wegen schlechter Leistungen oder die Angst, wiederholen zu müssen, kann Druck auslösen. Auch ein zu hohes Arbeitspensum, Angst vor dem Lehrpersonal, Prüfungsangst und Überreizung können weitere Gründe sein.Zwar kann dieser Leistungsdruck im gesunden Maß Schüler*innen anspornen sich auf ihre Bestform hochzuarbeiten und produktiv zu sein, jedoch führt er häufig zum dauerhaften Stress und damit zur Überforderung der psychischen, aber auch körperlichen Gesundheit. Ein Beispiel der negativen Auswirkungen sind Lernschwierigkeiten . Häufige Kopf-oder Bauchschmerzen sowie Essstörungen (Appetitlosigkeit, übermäßiges Essen oder Übelkeit) und Reizbarkeit können ebenfalls Anzeichen von diesem Stress sein. Er kann auch mit Schlafstörungen einhergehen, die wiederum zu Konzentrationsschwächen in der Schule führen können, was zu schlechteren Noten führen kann. Weitere Beispiele der negativen Folgen von Leistungsdruck sind ständiges Schwitzen, Herzrasen, Nervosität, Antriebslosigkeit ,Denk-blockaden, Blackouts oder sogar Burnouts.Im schlimmsten Fall kann sich der Leistungsdruck so derart psychisch auswirken, dass Kinder in eine Depression verfallen.Dies macht sich bei Mädchen meist durch Traurigkeit bemerkbar, wohingegen Jungen eher zu Aggressivität oder Drogenmissbrauch neigen.

Bei einer Studie aus 2011 wurden 4.691 Kinder und Jugendliche gefragt, aus welchen Gründen sie sich gestresst fühlen. 33% der Schüler nannten die Schule, 21% Ärger und Streit und nur 17% familiäre Probleme. Außerdem haben 14 (93%) von 15 Schülerinnen im 9. Jahrgang auf dem K.A.G 2022 Angst eine Arbeit zurückzubekommen, weil sie eine schlechte Note fürchten oder ein schlechtes Gefühl haben. Emily A., eine fünfzehnjährige Schülerin des K.A.Gs, erzählt: „Bei mir macht sich Leistungsdruck bemerkbar, indem ich Bauch -und Kopfschmerzen verspüre.“Laura F. berichtet:, Ich habe öfters mal Bauchschmerzen. Den Stress erlebe ich unmittelbar vor der bevorstehenden Arbeit. „

Um Leistungsdruck zu mindern, sollte man sich vergangene Erfolge bewusst machen, sich zukünftige Erfolge visualisieren und Sporteinheiten zum Ausgleich machen. Außerdem ist es im Endeffekt nur eine Note, welche man immer noch ausgleichen kann. Man sollte sich also keinen Stress machen, da die Folgen schlimmer sind und einen auch wahrscheinlich länger verfolgen als eine schlechte Note.

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