“Free Palestine” – von Heimat zu Schlachtfeld

Es sind Bilder, an die wir uns schon längst gewöhnt haben. Blutende Kinder, die bei Raketenangriffen
verletzt wurden, zerstörte Häuser, die man nicht einmal als eine Ruine bezeichnen kann, rund um
die Uhr auf der Lauer liegende Scharfschützen, Ausschreitungen, Proteste und Kämpfe. Seit
Jahrzehnten sehen wir diese Bilder, wir sind an sie gewöhnt. Die Lage spitzt sich mit jedem Tag, der
vergeht, immer weiter zu. Trotzdem schweigen wir und tun nichts.
120.000 Menschen. Eine erschreckende Zahl. Jeder einzelne von ihnen ist ein Opfer des Konfliktes
zwischen Israel und Palästina. Mehr als 100.000 weitere wurden vertrieben, sie haben ihr zu Hause
und all ihren Besitz verloren. Seit Jahren suchen Politiker: innen nach einer Lösung für diese
schreckliche Situation, vergeblich. Besonders jetzt würde diese Lösung Tausenden von Menschen
ihr Leben retten. Denn der Konflikt spitzt sich immer und immer weiter zu.
Es ist bekannt, dass dieses Dilemma nicht erst vor einigen Monaten seinen Anfang gefunden hat.
Bedauerlicherweise leiden die Menschen schon seit über siebzig Jahren unter diesen ständigen
Qualen.
Den Ursprung findet diese Situation schon mehrere Jahre vor Christus. Im Alten Testament der Bibel
heißt es, Gott hätte ein Volk, die Juden, auserwählt und sie in ihr eigenes Land führen lassen, Israel.
Von nun an konnten die Israeliten, wie sich Juden damals nannten, in ihrem eigenen Land leben.
Lange konnte sie die Privilegien eines eigenen Staates jedoch nicht genießen. Im sechsten
Jahrhundert vor Christus wurde Israel von den Babyloniern erobert. An dieser Stelle beginnt die
jüdische “Diaspora”. Alle Menschen, die in Israel lebten oder sich der Religion zugehörig fühlten,
haben sich mehr oder weniger freiwillig auf der gesamten Welt verteilt. In vielen ihrer Zufluchtsländern wurden sie unterdrückt, verfolgt und sogar umgebracht. Bis zum 19. Jahrhundert mussten
die Juden unter diesen Zuständen leiden, bis einige einflussreiche Juden beschlossen, diesem
Albtraum ein Ende zu setzen. Um dieses Ziel zu erreichen, gründeten sie 1897 die “Zionistische
Weltorganisation”. Die Zionisten, wie sie sich selber nannten, forderten ausschließlich einen eigenen
Staat für die Juden. Nicht zu umgehen war dabei für die Zionisten der Standort ihres neuen Staates.
Sie forderten genau den Staat, der früher den Israeliten gehörte, Israel. Um dieses Gebiet zu
besiedeln, machten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele Juden der ganzen Welt auf den Weg
in Richtung ihrer “Wunschheimat”. Problemlos verlief das jedoch nicht. Selbstverständlich war das
ursprüngliche Israel nicht unbewohnt. Im Gegenteil: Der Staat Palästina war bewohnt von
Palästinensern und Arabern. Damals gehörte das Land zum osmanischen Reich. Nach dem ersten
Weltkrieg ging dieses Reich jedoch unter, weshalb Palästina unter die Macht Großbritanniens fiel.
Das kam den Zionisten gerade Recht: Denn schon 1928 versicherte Großbritannien den Zionisten,
man würde “mit Wohlwollen die Einrichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in
Palästina” unterstützen. Die Zionisten hatten nun also die endgültige Erlaubnis, das fremde Land,
Palästina, zu besiedeln. Mit der Zeit wuchs der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Palästina stetig.
1945 waren mehr als 30 Prozent der Bevölkerung Palästinas jüdischen Glaubens. Das Wachstum
dieses Anteiles sollte kein Ende finden. Denn durch den zweiten Weltkrieg und die Verfolgung der
Juden durch die Nationalsozialisten wurde Politikern auf der ganzen Welt klar, dass sich so etwas nie
wiederholen darf. Die Juden brauchen einen Rückzugsort, ein Land, in welchem sie in Frieden leben
können. Es lag auf der Hand, dass es sich dabei um den Staat Palästina handeln soll. So beschloss die
Generalversammlung der Vereinten Nationen 1947, dass Palästina aufgeteilt wird: in einen jüdischen
Teil, also Israel und in einen arabischen Teil, Palästina. Den Juden wurden dafür 56 Prozent des
fremden Staates versprochen, für die Palästinenser blieben 43 Prozent ihres eigenen Landes übrig.
1948 wurde der Staat Israel offiziell gegründet. Während für die Zionisten ein Traum in Erfüllung
gegangen ist, wollten die Nachbarländer diesen wahrgewordenen Traum nicht akzeptieren. So
kommt es nicht lange nach der Gründung des Staates zu dem von Israel so genannten
“Unabhängigkeitskrieg”. 1949, nur kurze Zeit später, endete dieser Krieg auf Grund eines
Waffenstillstandsabkommens. Durch dieses Abkommen wurde das Land Israel noch um einiges
vergrößert. Diese “israelischen Siedlungen” vergrößerten sich sogar bis in das fremde Land Palästina.
Bei diesen zahlreichen aufeinanderfolgenden Kriegen wurden erneut 750.000 Palästinenser aus
ihrem eigenen Land vertrieben.
Behandelt zu werden wie Fremde im eigenen Land, damit wollten und konnten die Palästinenser
nicht leben. Um diesem Raub ein Ende zu setzen, wurde 1964 die “PLO” gegründet. Die Palestine
Liberation Organisation besteht aus verschiedenen palästinensischen Gruppierungen, die alle das
gleiche fordern: Gerechtigkeit. Genau wird diese Gerechtigkeit nicht definiert. Einige fordern den
Staat friedlich in zwei Teile zu spalten. Andere möchten den gesamten Staat Palästina mit allen
nötigen Mitteln zurück erobern. Die Fatah und die Hamas sehen nur die Möglichkeit, die
ursprüngliche Unabhängigkeit mit Gewalt zu erreichen. Die dominierenden Gruppen haben
extremistische Hintergründe, wobei die Hamas von der EU ausdrücklich als eine Terrororganisation
betitelt wird. Problematisch ist dabei, dass sich beide Gruppierungen, obwohl sie die gleichen
Interessen vertreten, immer gegenseitig im Weg stehen. Es fällt ihnen schwer, sich auf konkrete
gemeinsame Ziele zu einigen. So kam es dazu, dass beide jeweils einen Teil des Landes Palästinas
regieren, die beide zusammen nur noch 15 Prozent des ursprünglichen Landes ausmachen. Das
Zusammenspiel der beiden Parteien ist der Grund, warum Palästina bis heute kein national
anerkannter Staat ist.
Man stelle sich ein friedliches Leben vor. Ein großes Haus mit einem prachtvollen Garten, vielleicht
sogar einem Pool. Nichts fehlt. Aus Solidarität hilft man Menschen, die es im Leben schwer haben,
die leiden, die in Angst leben. Man bietet ihnen ihr Zimmer, bindet sie in den Alltag ein, hilft ihnen
ein normales Leben zu führen. Wenn sie nach einem zweiten, dritten oder gar nach einem vierten
Zimmer fragen, denkt man sich nichts dabei. Es ist nur menschlich, anderen in dieser Situation zu
helfen. Nur einige Zeit später verlangen die Fremden, die man aufgenommen hat, das eigene
Zimmer, man überlässt es ihnen. Abends kommt man spät nach Hause, bereitet sich darauf vor im
Wohnzimmer zu schlafen und findet seine eigenen Koffer, vollbepackt mit dem eigenen Hab und Gut
vor der Tür.
Seit fast einem Jahrhundert leiden Palästinenser und alle, die in den betroffenen Gebieten leben.
Alle schweigen. Politiker, Medien, jeder. Und wenn sie reden, dann nicht richtig. Die Angst, als
Antisemit bezeichnet zu werden, wenn man für Menschen aufsteht, die Tag für Tag sterben, ist zu
groß. Auf die Situation der Palästinenser wird nicht eingegangen. Beschrieben wird ausschließlich
das Leiden der Israeliten. Sie würden sich nur gegen die Angriffe der Palästinenser verteidigen.
Vergessen wird dabei der Grund für diese Angriffe. Die Palästinenser feuern wohl kaum Waffen ab,
um die Bürger zu unterhalten und den Medien etwas zu berichten zu liefern. Diese Menschen
möchten das wiederhaben, was ihnen ohne jegliche plausible Begründung gestohlen wurde.
Der Wille nach Gerechtigkeit scheint nach aktueller Auffassung der Menschen lediglich Terrorismus
zu sein.

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