Schulnoten – ein umstrittenes Thema

Der Notendurchschnitt der Arbeit ist 3,6 und ich selber habe eine 3+. Also bin ich besser als der Durchschnitt. Die Arbeit ist für mich so gesehen gut gelaufen. Meine Freundin hat eine 2 und meine andere Freundin eine 4. So geht das immer weiter und Note um Note wird verglichen.

So haben sich die „Erfinder“ der Noten das bestimmt nicht gedacht. Doch so sieht es aus, wenn die Schüler*innen eine Arbeit zurückbekommen: Sie vergleichen, versuchen vielleicht noch mit dem Lehrer zu verhandeln und versuchen zu verstehen, wieso sie diese Note bekommen haben.

Die sogenannten „Erfinder“ der Noten sind die Jesuiten. Sie nutzten die Noten, damit die Schüler*innen in eine höhere Klasse kamen. So hatten auch ärmere Kinder eine Chance auf hochwertigere Bildung. Dieses mehrstufige System von Noten übernahmen dann Mitte des 18. Jahrhunderts auch andere Schulen. 1788 gab es in Preußen das erste Reifezeugnis, welches die Eignung für die Universität bescheinigt hat. Dieses Reifezeugnis ist das heutige Abitur. Doch anders als heute musste man früher, um das Reifezeugnis zu erhalten, fragen und meistens auch dafür bezahlen. Ab 1938 wurde dann die Note sechs eingeführt, was etwas Besonderes war, denn vorher war das Notensystem nur fünfstufig, so dass es immer eine Mitte beim Notenverteilen gab, wenn sich die Lehrer*innen auf keine Note einigen konnte. Dieses Problem wurde durch eine gerade Anzahl an Noten behoben, was aber wahrscheinlich eher ein Vorteil für die Schüler*innen war.

Das Prinzip der Noten dauert bis heute noch an, weshalb der Gedanke dahinter wohl nicht allzu falsch sein kann, und dennoch gib es viel Kritik gegenüber der Notenvergabe. Doch vielleicht sollte man sich zuerst einmal die Idee hinter den Schulnoten anschauen. Die Idee hinter den Noten ist eine klare Bewertung der Leistung zu haben, damit die Lehrer*innen und auch die Schüler*innen einschätzen können, was sie für Leistungen erbracht haben. Der Schüler/die Schülerin kann sich so auch besser vergleichen und messen, da der Mensch ein „Wettbewerbstier“ ist. Zudem sind Noten gut vergleichbar, sodass der Lehrer / die Lehrerin gut sehen kann, wo noch die Schwächen der einzelnen Schüler*innen sind und somit besser eine individuelle Förderung erfolgen kann.

Das klingt erstmal gut, doch die Kritik ist immer noch da. Das könnte daran liegen, dass Noten nur ein Mittelwert aus verschiedenen Kompetenzen sind und somit schwer die einzelnen Leistungen und vielleicht auch Stärken eines Schülers/einer Schülerin zu sehen sind. Zudem sind Noten auch selten objektiv, was allerdings auch schwer ist, da die Menschen sehr viel beurteilen und bewerten und somit zum Beispiel auch das Verhalten mit einfließen kann. So wird der Lehrer vielleicht eher eine gute Note geben, wenn ein Schüler/eine Schülerin zwischen zwei Noten steht, wenn dieser/diese sich gut benimmt und immer freundlich ist. Aber auch die Handschrift oder das Geschlecht können entscheidend sein. So kann es sein, dass Mädchen eher gute Noten bekommen als Jungen.

Außerdem gibt es verschiedene Bewertungsmethoden und Intentionen eines Lehrers. Jeder Lehrer/jede Lehrerin hält andere Kriterien für wichtig und bewertet so anders. Zudem gibt der eine Lehrer/die eine Lehrerin vielleicht lieber bessere Noten, um die Schüler*innen zu motivieren, und ein anderer Lehrer/eine andere Lehrerin verteilt lieber schlechtere Noten, um die Schüler*innen anzuspornen. So wollen eigentlich beide Lehrer*innen nur die besten Leistungen aus ihren Schülern*innen herauskitzeln, tun dies aber mit zwei verschiedenen Ansätzen. Schulnoten entstehen auch im Vergleich zur Klasse. Das heißt, dass wenn ein leistungsstarke/r Schüler*in in eine eher leistungsschwache Klasse kommt, wird er/sie deutlich mehr herausstechen, als in einer Klasse mit genauso leistungsstarken Schülern/Schülerinnen wie er/sie es ist.

Dies sind allerdings nur Beispiele und sie müssen und können nicht auf jeden Lehrer/jede Lehrerin zutreffen, denn es sind Faktoren, die eine Note beeinflussen können, aber es auch sehr oft nicht tun.

Doch es muss nicht unbedingt Noten in der Schule geben. Schulen wie die Waldorfschule oder die Montessori Schule bewerten die Leistungen der Schüler*innen bis zur Oberstufe meist ohne Noten. Das hat den Vorteil, dass viele Schüler*innen weniger Leistungsdruck haben und sich auch mehr mit ihren Fehlern befassen, da sie nach einer Arbeit nicht sofort auf die Note gucken, sondern sich die Bewertung des Lehrers/der Lehrerin anschauen und somit ihre Fehler durchgehen, damit sie diese beim nächsten Mal nicht mehr machen.

Doch es kann natürlich auch sein, wenn auf einem Zeugnis steht, dass der Schüler/die Schülerin „sich stets bemüht hat“, keiner weiß, wie dieser Satz einzuordnen ist. So kann es sein, dass die Bewertung vielleicht missverstanden wird oder sie zu wenig aussagekräftig ist. Eine Verbesserung ist möglicherweise auch schlechter zu sehen als bei einer Note, bei der man direkt erkennt, dass man eine bessere Note als beim letzten Mal bekommen hat. Doch in dem Bewertungstext kann auch klar stehen, dass man sich verbessert hat.

Letztendlich gibt es Noten und die werden auch nicht so schnell abgeschafft. Deshalb sollte man sie mit ihren Vor- und Nachteilen einfach akzeptieren und hinnehmen. So oder so bleibt einem nichts anderes übrig. 😉

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