Vegan leben: Mehr Risiko als gesunde Ernährung?

„Veganer verzichten auf alle tierischen Lebensmittel sowie auf Produkte, für deren Herstellung tierische Bestandteile verwendet werden. Viele Veganer meiden zudem Materialien, die – wie Wolle, Fell oder Leder – tierischen Ursprungs sind.“ Das ist die Definition von Veganern, die auf der Internetseite der Bundesregierung zu finden ist. Doch was könnten Gründe für Veganismus sein und bringt der gesamte Aufwand überhaupt etwas?

Es gibt verschiedene Gründe wieso eine Person vegan lebt oder sich vegan ernährt. Die wohl häufigsten Gründe sind der Umweltschutz, der Tierschutz und auch die Gesundheit. Die Entscheidung vegan zu leben, egal aus welchem Grund, ist auf jeden Fall ein großer Schritt und bedeutet auch viel Umstellung. Deswegen sollte sich jeder gut über das Thema informieren, bevor dieser Schritt gegangen wird. Nicht nur die Ernährung muss umgestellt werden, sondern auch bestimme Kleidungsstücke können nicht mehr getragen werden wie die Lederjacke. Viele andere Produkte wie Haargel, Zahnpasta, Handy, Kosmetik-Produkte oder Putzmittel können wahrscheinlich auch nicht mehr verwendet werden. Das liegt daran, dass oft tierische Bestandteile darin enthalten sind oder tierische Versuche mit dem Produkt gemacht wurden. Die veganen Ersatzprodukte sind teilweise teurer und funktionieren nicht ganz so gut wie das nicht vegane Produkt, doch das hängt auch vom Preis ab. Teurere Produkte, wie zum Beispiel ein teureres veganes Haargel, können durchaus den Haaren mehr Halt geben als ein günstigeres Haargel. Dennoch muss eine Umstellung nicht unbedingt teuer sein, denn zum Beispiel das Fleisch und die Wurst fallen aus dem Speiseplan raus, so kann auch wieder Geld gespart werden. Allerdings kann die Suche nach veganen Produkten durchaus zeitaufwändiger sein, als einfach normal einkaufen zu gehen. Oft sind Produkte, die man eigentlich für nicht vegane Produkte halten könnte, nicht als vegan gekennzeichnet, so dass vor dem Kauf, erst auf die Inhaltsstoffe geachtet werden muss. Als Hilfe kann man im Internet das Produkt suchen, da dort oftmals beschrieben wird ob es vegan ist oder nicht.

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Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass vegan leben auch verzichten heißt. Doch es gibt viele Ersatzprodukte, die einem den Alltag erleichtern oder beim Einstieg in das umgestellte Leben helfen können. Allerdings bringen sie dem Körper nicht immer alle Nährstoffe, die er benötigt und auch der Geschmack der Ersatzprodukte kann sehr variieren. So gibt es immer mehr vegane Fleischwurst, veganen Käse, oder auch veganes Hackfleisch. Das wohl am meisten benutzte Ersatzprodukt ist Soja. Es gibt zum Beispiel Wurstersatzprodukte aus Soja und auch Fleischersatzprodukte bestehen oft aus Soja, wie zum Beispiel Tofu. Doch diese Ersatzprodukte haben nur teilweise den Geschmack und die Konsistenz der Originale. Häufig sind sie weicher und matschiger. Abgesehen von dem Geschmack der Ersatzprodukte sind sie auch nicht so gesund, da dort viele ungesunde Zusatzstoffe sowie viel Zucker und Salz enthalten sind. Bei dem Produkt Soja kommt hinzu, dass für den Anbau schon 70 Prozent des Regenwaldes in Brasilien gefällt wurde, was aber auch daran liegt, dass Soja am meisten für Tiere als Futter dient. Doch dieses Produkt hat auch etwas Gutes, da es proteinreich und fettarm ist.

Wie vorhin geschrieben muss man nicht auf alles verzichten. Doch durch ein veganes Leben verzichtet man automatisch auf wichtige Nährstoffe, die der Körper benötigt. Deswegen sollte man auf eine ausgewogene Ernährung als Veganer besonders achten. Wenn dies nicht der Fall ist, kann ein Veganer durchaus weniger Iod, Eisen, Magnesium, Vitamin D und Vitamin B im Körper haben. In Fleisch zum Beispiel ist das wichtige Vitamin B enthalten. Es ist für die Zellteilung und Stoffwechsel des Körpers verantwortlich und nicht ersetzbar. Das Problem ist, dass man dieses Vitamin nur in tierischen Produkten findet, wie zum Beispiel in Fisch, Eiern oder Milchprodukten. Da ein Veganer aber auf jegliche tierische Produkte verzichtet, sollte man darauf achten, dass das Vitamin B dann über Nahrungsergänzungsmittel zugenommen wird, weil es sonst zu einem Vitamin B Mangel kommen kann. Ein veganes Leben kann aber auch noch zu Eiweißmangel führen, da dies in Fisch, Ei und Milchprodukten zu finden ist. Glücklicher Weise beinhalten Nüsse und Hülsenfrüchte aber auch Eiweiß. Ein durchschnittlicher Erwachsener benötigt zum Beispiel 80 bis 120 g Eiweiß pro Tag.

Doch nicht nur der Mangel an bestimmten Nährstoffen ist das Problem, sondern auch die Person, die diesen Lebensstil führt. Schwangere sowie Kinder und Jugendliche sollten sich nämlich nicht dauerhaft vegan ernähren, da die Entwicklung des Gehirns darunter leidet. Eine vegetarische Ernährung hingegen schadet dem Körper nicht so sehr, allerdings sollte stark auf die Einnahme aller Nährstoffe wie zum Beispiel Eiweiß geachtet werden. Die vegetarische Ernährung eines Erwachsenen kann allerdings sogar gesund sein. Eine durchschnittliche deutsche Person isst zum Beispiel 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr, obwohl nur 30 Kilogramm empfohlen sind. So kann die Wahrscheinlichkeit für Diabetes, Rheuma, Bluthochdruck, Krebs und hohe Blutwerte durch eine fleischarme Ernährung verringert werden. Doch nicht nur die Wahrscheinlichkeit von bestimmten Krankheiten kann durch Vegetarismus und Veganismus verringert werden, sondern auch Übergewicht. Der Grund dafür sind die vielen Ballaststoffe, die in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten sind. Dadurch bleibt man länger satt und muss nicht so viel essen. So kann man abnehmen und schlanker werden. Bei einer genügenden Eiweißzufuhr kann es bei Veganismus sogar zu einer höheren körperlichen Aktivität kommen, was das Abnehmen auch unterstützen kann. Insgesamt ist eine vegetarische und vegane Ernährung sehr gesund, da viele Deutsche zu viel Fleisch essen und somit geringerer Fleischkonsum garantiert ist.

Doch für alle Ernährungsarten gilt, egal ob vegan oder vegetarisch, die in einem langen Zeitraum durchgeführt werden, dass man seine Vitalwerte im Körper auf jeden Fall einmal jährlich beim Arzt kontrollieren lassen sollte, da man so vielleicht gesundheitliche Defizite feststellen kann.

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Betrachtet man nun den Aspekt des Umweltschutzes, fällt auf, dass das vegane Leben an sich nicht so viel bringt. Natürlich hilft es, wenig Fleisch zu essen und sich viel von pflanzlichen Produkten zu ernähren, denn dann isst man kein Tier, welches vorher durch die viele Methanausstöße die Umwelt verschmutzt hat, sondern man ernährt sich von Pflanzen, die der Umwelt gut tun (Je mehr Pflanzen, desto weniger CO2). Allein ein Kilogramm Methan, welches die Wiederkäuer loswerden, ist so schlimm wie 1000 km Auto fahren und rund 33 Millionen km² Land werden heutzutage für die Viehzucht benötigt. Deswegen ist auch das Ziel, so wenig Ackerfläche wie möglich für so viele Menschen wie möglich zu verwenden. Wenn es allerdings keine Tiere mehr gibt und sich alle Menschen vegan ernähren würden, gäbe es viel Ackerfläche, die nicht mit Nahrungsmitteln angebaut werden könnte, weil der Boden zu schlecht ist. Das sind ca. 2/3 aller Ackerflächen. Gras für die Tiere kann auf diesen Flächen aber wachsen. So hätte man eine Ackerfläche, die gar nicht genutzt wird und es wäre besser Tiere darauf leben zu lassen als nur eine ungenutzte Fläche zu haben. Wenn es keine Tiere mehr geben würde, würden viele Menschen, besonders die in armen Ländern, auch ihre Arbeit verlieren. Ohne Tiere würde es auch keine Gülle zum Düngen geben und es würden viele Reste von Pflanzen überbleiben, weil der Mensch nicht alles einer Pflanze essen kann, die meisten Tiere hingegen schon. Fleisch an sich ist zumal auch nicht ungesund, sondern in Maßen sogar gesund. Da Veganer sich bekanntlich pflanzlich ernähren, brauchen sie Obst und Gemüse. Bestimmtes Obst und Gemüse gibt es in Deutschland aber nicht das gesamte Jahr über. Also müssten Gemüse wie Spargel oder Gurke importiert werden, was 10 bis 12 mal mehr Emissionen macht als, wenn man es saisonal isst. Somit muss auch auf die Saisonalität und Regionalität der Produkte geachtet werden. Insgesamt benötigt ein Veganer aber nur 680 m² Ackerfläche und ein „Allesesser“ rund 12240 m². Alles in allem führen weniger tierische Nahrungsmittel zu deutlich weniger Klimaemissionen, allerdings sollte man nicht ohne Tiere leben, da sie ein wichtiger und essenzieller Teil des Lebens sind.

Und wenn man dann doch vegan lebt, muss man sich von irgendetwas ernähren. Da viele wichtige Nährstoffe in tierischen Produkten enthalten sind, braucht man dann vegane Lebensmittel. Wichtige Nährstoffe sind zum Beispiel in vielen Gemüsesorten, Nüssen, Hülsenfrüchten, Obst, Getreideprodukten und Samen enthalten. Bei einer ausgewogenen Ernährung gibt es auch keine Probleme beim Muskelwachstum, weswegen es sogar vegane Bodybilder gibt wie den deutsch-armenischen Patrik Baboumian. Weitere bekannte Veganer sind Brad Pitt, Jennifer Lopez, Leonardo DiCaprio und Johnny Depp. Bei dem Thema Ernährung gibt es viele Rezepte für ein Essen, das wie Fleisch schmeckt, besonders dann, wenn man es vorher nicht weiß. Um den Fleischgeschmack zu unterstützen, gibt es auch Fleischgewürze, die dem Essen noch mehr Fleischgeschmack verleihen können, so dass am Ende geschmackstechnisch nichts mehr fehlt. Zum Beispiel kann aus dem eher neutral schmeckenden Tofu ein Fleischersatzgericht werden, wenn angeröstete Zwiebeln mit Pilzen und Gewürzen wie Räuchersalz hinzugefügt werden. Um das Thema Veganismus und Vegetarismus noch komplizierter zu machen, gibt es auch noch verschiedene Arten von ihnen. Die bekanntesten sind wahrscheinlich die Pescetarier, die kein Fleisch, aber Fisch essen und die Flexetarier, die auf ihren Fleischkonsum achten, aber nicht darauf verzichten. Früher hätte es diese verschiedenen Varianten von Essern noch nicht gegeben. Das liegt daran, dass es als Veganer unvermeidlich ist, Nahrungsergänzungsprodukte zu sich zu nehmen, es diese aber früher noch gar nicht gab und die Menschen somit an ihren Mahlzeitenstil gestorben wären.

Zusammenfassend ist Veganismus nicht einfach nur etwas, was beim Essen beachtet werden muss, sondern ein ganzer Lebensstil, der viel Willenskraft braucht. Zudem ist es ein hochkomplexer Lebensstil, welcher seine Vor- und Nachteile hat, was das Thema Umweltschutz, aber auch die eigene Gesundheit betrifft. Somit ist es toll, wenn jemand sich dazu entscheidet, diesen Schritt zu wagen und alle Risiken auf sich zu nehmen, die der Veganismus birgt.

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