76 Jahre nach Ende eines Massenmordes

Der 26. Januar 1945. Der weltweite Gedenktag an den Holocaust und die Befreiung von 7000 Häftlingen aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau vor 76 Jahren erfordert einen Rückblick auf die Geschehnisse dieser Zeit:

1942 werden erstmals Menschen jüdischer Abstammung in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau transportiert. Bereits seit einem Jahr werden sie massenweise aus allen möglichen deutschen Einflussgebieten deportiert, um versklavt oder ermordet zu werden. Doch nun haben die Nationalsozialisten eine neue, weitaus effizientere Möglichkeit gefunden, Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, zu vernichten. Das ursprünglich für sowjetische Kriegsgefangene erbaute „Auschwitz-Birkenau“ bietet dafür die perfekten Voraussetzungen.

Die hierher deportierten Menschen, Frauen und Männer jeder Altersklasse haben kaum eine Chance, ihrem grausamen Schicksal zu entkommen. Sobald sie das Konzentrationslager erreicht haben, werden sie von SS-Soldaten nach Geschlechtern getrennt. Männer und Frauen müssen sich in jeweils einer langen Reihe aufstellen, wartend, unwissend, was mit ihnen geschehen wird. Doch in einem sind sie sich sicher: das, was hier geschieht, muss schrecklich sein. Hier wird von SS-Ärzten entschieden, welche der Deportierten arbeitsfähig sind, somit also versklavt werden können.   

Die meisten der Gefangenen, die über die Jahre hinweg hier ankommen, werden als nutzlos erachtet. Unter dem Vorwand „desinfiziert“ zu werden, bringen die SS-Soldaten sie in Gruppen in eine der Gaskammern des Konzentrationslagers. Noch immer sind sie unwissend über das, was jetzt unweigerlich folgen wird. Nachdem die Soldaten sie in den Kammern eingesperrt haben, beginnt das eigentliche Grauen: Durch die an den Innenwänden der Gaskammern angebrachten „Duschköpfe“ wird das Insektenvernichtungsmittel Zyklon B in den Raum eingeleitet. Spätestens jetzt haben die „Häftlinge“ verstanden, dass sie nun sterben werden. Unvermeidbar atmen sie das für Menschen tödliche Gift ein und sterben einen schnellen, grausamen Tod.

Einige der Versklavten werden gezwungen, die Vergasten, möglicherweise sogar ihre eigenen Verwandten, in die Krematorien zu bringen. Diese sind direkt an die Gaskammern angeschlossene Gebäude, in welchen sich große Öfen befinden. Nachdem den Vergasten mögliche Goldzähne und Prothesen entfernt sowie ihre Haare abrasiert wurden, müssen die Versklavten die Leichen in besagte Öfen schieben. So verbrennen die ehemaligen Gefangenen, ohne jemals eine richtige Bestattung zu erhalten. Dieser Prozess wiederholt sich für die Versklavten täglich. Auch wenn sie nicht direkt umgebracht wurden, ist ihr Alltag nicht weniger schlimm. Viele sind so kraftlos oder unterernährt, dass sie nicht lange in ihrer Gefangenschaft überleben. Andere, allem voran Zwillinge, dienen als Versuchsobjekte für die gefährlichen Experimente des SS-Arztes Joseph Mengele.

Dieses Grauen setzt sich bis 1945 fort, obwohl der jüdische Weltkongress Großbritannien und Amerika um Hilfe bat, das Massensterben zu stoppen. Abgesehen von einigen Bombenangriffen auf die industriell genutzten Außenlager von Auschwitz geschieht nichts. Der Grund ist bis heute unklar.

Während Nationalsozialisten der SS in den Gaskammern des Konzentrationslagers gnadenlos Menschenmassen (nicht nur jüdischer Abstammung, auch Sinti, Roma und beispielsweise Homosexuelle) umbringen, führen ihre Familien in nur geringer Entfernung ein gewöhnliches Alltagsleben. Die Kinder der nationalsozialistischen Aufseher besuchen eine örtliche Schule oder einen Kindergarten, machen Ausflüge, scheinbar ohne jegliche Notiz von den Gräueltaten ihrer Männer und Väter zu nehmen.

Erst im November des Jahres 1944 besteht Hoffnung für die Gefangenen. Die russische Rote Armee ist unweigerlich auf dem Weg nach Auschwitz-Birkenau. Folglich räumen die Nationalsozialisten das Konzentrationslager. Zehntausende Gefangene werden mit SS-Soldaten auf sogenannte „Todesmärsche“ nach Westen geschickt. Diese tragen ihren Namen nicht ohne Grund: zu dieser Zeit herrscht tiefster, eisiger Winter, auf den weder Soldaten noch die gänzlich geschwächten Gefangenen vorbereitet sind. Es beginnt eine lange Reise, welche erneut Tausende von Toten fordert.

Die in Ausschwitz verbliebenen Nationalsozialisten versuchen vor der Ankunft der roten Armee alle Beweise für das von ihnen ausgeübte Genozid zu vernichten. Sie schaffen es, die Krematorien zu zerstören, die verbliebenen 700 Gefangenen überleben jedoch weitgehend. Denn als die ersten russischen Flugzeuge das Lager erreichen, fliehen die Bewacher aus Angst vor den Konsequenzen ihrer Taten. Sie missachten somit ihren Auftrag, die verbliebenen Zeugen der Gräueltaten, die sich hier abgespielt haben, zu vernichten.

Bei der Ankunft der roten Armee sind sich die verbliebenen Gefangenen nicht sicher, ob sie Freund oder Feind begegnen. Ihr Vertrauen, ihre Hoffnung sowie ihre Lebensfreude sind weitestgehend zerstört. Trotzdem stellt sich schnell heraus, die russischen Ankömmlinge, welche erst nach und nach von den eigentlichen Geschehnissen in Auschwitz-Birkenau erfahren, wollen ihnen helfen. Sanitäter versorgen die entkräfteten Opfer weitestgehend. Auf Grund völliger Erschöpfung sterben trotzdem noch weitere 220 Menschen. Für sie kam wie bei so vielen jegliche Hilfe zu spät.

Für die Überlebenden jedoch ist ein Wunder geschehen. Ihre Zeit in ständig ungewisser Angst ist vorbei. Ihre Befreiung wird in die Geschichte eingehen, doch ihre Erinnerung wird sie ihr Leben lang verfolgen.

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