Kirgistan – ein blinder Fleck der Weltkarte?

„Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst.“ – Dalai-Lama

Es ist Sonntagmorgen. Wer etwas ersteigern will, muss früh da sein. Pferde, Schafe, Rinder und anderes Vieh kann man hier kaufen. Der Platz ist voller Tiere, es gibt Teststrecken für Pferde und um elf Uhr mittags ist nahezu jedes Tier verkauft.
Der Viehmarkt ist eine der vielen Traditionen in Kirgistan und für Touristen normalerweise eine Attraktion, die ihnen die kirgisische Kultur näherbringt. Während Corona leiden vor allem die Einwohner Kirgistans, die sich im Laufe der Zeit auf den Tourismus spezialisiert haben.
Doch in Kirgistan, Kirgisistan oder Kirgisien, wie man das zentralasiatische Land nennen kann, gibt es viel zu entdecken, weshalb sich eine Reise dorthin lohnen würde. Wer nach Corona etwas ganz Besonderes erleben möchte, ist hier richtig aufgehoben.

Eine zentrale Rolle in der Kultur der Kirgisen spielen Nomadentum und Pferdezucht. Der traditionelle Kirgise lebt in einer Jurte. Den Stellenwert dieses Zeltes aus Filz zeigt schon der Blick auf die Flagge des Landes. Sie ist rot mit der Abbildung einer Sonne mit 40 Strahlen. Die Strahlen stehen für die Stämme Kirgistans. Die Mitte der Sonne ist der Rauchabzug der Jurte. Der Holzring mit den jeweils drei Streben ist das Nationalsymbol der Kirgisen. Er trägt das Dach und sorgt dafür, dass man auch innerhalb der Jurte Feuer machen kann. Dieser besondere Teil der Jurte heißt „Tündük“ und birgt ebenfalls eine besondere Tradition, da er vom Vater an den jüngsten Sohn vererbt wird.

Eine weitere Tradition der Kirgisen sind die Reiterspiele. Ein besonders Beliebtes heißt „Kök-Börü“ und ist in Kirgisien Nationalsport: Zwei Teams von Männern auf Pferden versuchen einen kopflosen Ziegenkadaver in das gegnerische Tor zu werfen. Ein weiteres beliebtes Spiel, was unter anderem bei Hochzeiten eine Tradition ist, nennt sich „Kyz Kumai“. Hierbei versucht ein Mann einer Frau in vollem Galopp einen Kuss zu geben. Wenn er das nicht schafft, darf die junge Frau ihm in der zweiten Runde mit der Peitsche hinterherjagen.

Nicht alle Kirgisen leben heute so traditionell. Etwa die Hälfte der acht Millionen Einwohner leben in der Hauptstadt Bischkek. Die andere Hälfte lebt auf dem Land in Dörfern oder Jurten, wobei nur noch wenige umherziehen. Das Land ist sehr vielseitig. Während die einen in der Steppe leben, wohnen die anderen im Gebirge und die nächsten, fast wie am Meer, am zweit größten Gebirgssee der Welt, am Yssyk Kul, was übersetzt „warmer See“ bedeutet. Diesen Namen hat der See, weil er im Winter trotz eiskalter Temperaturen zwischen den Bergen nicht zufriert.
Außer dem Yssyk Kul hat Kirgistan einen weiteren großen Gebirgssee: den Son Kul. Anders als der „warme See“ ist der Son Kul an 200 Tagen im Jahr von Schnee und Eis bedeckt. Auch in den Sommermonaten steigt die Temperatur kaum über 10°C, da der See über 3000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Im Sommer stehen am Son Kul Jurten für Touristen. Geheizt werden diese mit Kuhfladen, denn Holz ist über der Baumgrenze knapp. Abends gibt es ein Lagerfeuer und eine Jurte, in der gemeinsam gegessen wird. Wenn man Wert auf eine warme Dusche legt, sollte man jedoch nicht unbedingt mehr als 3 Tage dort oben verbringen. Fließend Wasser gibt es keins – nur Plumpsklos und Wasser aus dem See.
Ein Ausflug an den Son Kul lohnt sich trotzdem. Wanderungen und Ausritte über weite Wiesen mit Schafen, Pferden und sogar Yaks sind ein echtes Highlight und ein Muss für Abenteurer.

Son Kul-See

Neben Reitausflügen und Wanderungen gibt es auch viele Sehenswürdigkeiten, die man in Kirgistan besuchen kann. Tempel, Kirchen und Moscheen, eine Sammlung von Steinmalereien oder andere sehenswerte Denkmäler und Bauwerke.

Doch Kirgistan hat noch so viel mehr zu bieten: riesige Grabstätten, kleine Dörfer, große Basare, rote Sandsteinberge oder Wiesen voller Edelweiß. Es kann sogar sein, dass am Wegesrand mal eine Hanfpflanze steht.

Die Kirgisen haben über die Jahre gelernt, mit der Natur zu arbeiten und passen sich immer mehr an den Tourismus an. Die Jagd mit Adlern, das Melken von Kühen, Pferden und Ziegen oder die Koch- und Handwerkskunst sind beeindruckend.
Die Weiten der Natur in Kirgistan und die herzliche Kultur selbst zu erleben ist eine Erfahrung für das Leben und sehr empfehlenswert. Das Land ist eines der wenigen in Zentralasien, das als politisch stabil und für Touristen als ungefährlich gilt.

Persönliche Meinung: Es empfiehlt sich für Kirgistan einen Reiseführer oder Dolmetscher zu buchen. Kirgistan ist ein gutes Reiseziel für größere Reisegruppen. Man sollte fit genug für kurze Wanderungen sein und einen festen Stand haben. Insgesamt ist das Land für Touristen aber sehr gut geeignet, auch für Familien mit Kindern ist Kirgistan ein schönes Reiseziel.

– Alia Mostert-

Quellen:

Bilder:

  • eigene

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