Braucht die Welt E-Scooter?

VON LENA RIEMER.

„Aber bitte nicht das Gesicht fotografieren!“, rufe ich Clara zu, während sie mich fleißig umkreist und auf den Auslöser drückt. Wir stehen in Düsseldorf und machen Fotos für den Artikel. Auf der Suche nach ein paar E-Scootern sind wir direkt beim Verlassen der U-Bahn-Haltestelle fündig geworden. Und nun stehen wir mitten auf der Kö und bieten einen lustigen Anblick für die Passanten.

E-Scooter: Ein neues Phänomen, das bereits kurz nach der Zulassung im Juni quasi über Nacht aus dem Boden wuchs. Nun gehören sie zum Stadtbild von fast jeder deutschen Metropole. Auch in Düsseldorf findet man sie fast in der gesamten Innenstadt. Sie haben einen Grundbetrag von einem Euro und kosten dann je nach Anbieter bis zu 20 Cent pro Minute. Dass man sie sich aus den Städten nicht mehr wegdenken kann, ist keine Frage, doch sind E-Scooter wirklich eine Innovation oder doch eher die heimliche Qual der Passanten?

Dass E-Scooter ein Lieblingsthema der Medien sind, sollte den meisten schon klar geworden sein. Allein in Düsseldorf hört man quasi wöchentlich von Unfällen, verursacht durch betrunkene oder unaufmerksame Fahrer. Die Stadt musste im Oktober zahlreiche Parkverbote erteilen, trotzdem ärgert man sich noch immer über die rücksichtslos zurückgelassenen Roller. Die Medien rücken sie eindeutig in ein schlechtes Licht.

Ein entscheidendes Problem ist wohl, dass man weder eine Erlaubnis noch eine Einweisung braucht, um sich einen E-Scooter auszuleihen. Es existieren zwar Regeln für den Gebrauch, doch ob die jeder wirklich kennt, ist fraglich. Wenn man sich in der Innenstadt umsieht, dann erblickt man oft Fahrer, die sich ihren Weg durch die Fußgängerzonen bahnen, oft zu zweit auf einem Roller und gegen Abend auch gerne mal mehr oder weniger stark angetrunken. All diese Dinge sind verboten, doch das ist kaum jemandem bewusst.

Warum ich nicht auf einem E-Scooter fotografiert werden wollte, hat jedoch nur wenig mit den schlechten Nachrichten der letzten Wochen zu tun. Mich stört viel eher das lächerliche Schauspiel, das sich mir regelmäßig auf der Heinrich-Heine-Allee bietet: Bei jedem Rollerfahrer läuft auch immer ein Freund oder eine Freundin nebenher und dokumentiert das Spektakel. Passanten springen aus dem Weg, um diesen Paaren auszuweichen. Ich habe nichts dagegen, solche Ereignisse auf Instagram zu teilen, doch ob man dafür die Fußgängerzonen terrorisieren muss, ist eine entscheidende Frage, die ich für mich persönlich schon lange beantwortet habe.

Natürlich haben E-Scooter auch Vorteile. In Zeiten des Klimawandels sind sie eine weitere Möglichkeit, Kurzstreckenfahrten umweltschonend zu erledigen, wobei dies natürlich auch vorher schon durch das Fahrrad und den öffentlichen Nahverkehr möglich war.

Hin oder her, die Roller werfen große Debatten auf, in denen man sich wahrscheinlich nicht allzu schnell einigen kann. Worauf allerdings hingewiesen werden sollte, ist, dass die größten Probleme so leicht gelöst werden könnten. Eine umfassendere Aufklärung durch die Hersteller und schlicht gesagt mehr Rücksichtnahme bei der Benutzung würden den Alltag aller Verkehrsteilnehmer erleichtern. Doch ob die Lage in den Stadtzentren sich bessern wird, können nur die nächsten Wochen und Monate zeigen.

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