Faust (to go)

„Kennst du den Faust?“ – „Den Doktor?“ (…) „Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne und von der Erde jede höchste Lust.“

Die Frage ist wohl eher: Wer kennt ihn nicht? „Faust“, Goethes Meisterwerk, gehört zur Weltliteratur. Der Inhalt ist bekannt: Faust befindet sich in einer existentiellen Krise, zweifelt die Wissenschaft an und geht auf der Suche nach tieferen Erkenntnissen eine folgenschwere Wette mit dem Teufel ein. Das Düsseldorfer Schauspielhaus hat diesen Klassiker neu inszeniert und den Handlungsplatz in das heutige Düsseldorf verlegt. Wie das funktioniert? Mit dem Einsatz moderner Medien und kreativer Umsetzung der Schauspieler.

Wir sind im neuen Jahrtausend angekommen, trotzdem hat Faust noch immer eine Relevanz für uns und so steigt Faust (Torben Kesseler) zu Beginn des Stückes wieder aus seinem Sarg und die Tragödie nimmt ihren Lauf. Wie der Titel „Faust (to go)“ schon vermuten lässt, handelt es sich um eine mobile Inszenierung, die nicht nur im Schauspielhaus, sondern vor allem in anderen Locations in der Gegend um Düsseldorf seit 2017 gespielt wird, was dem Stück weitere Aktualität verleiht.

Dabei setzt der Regisseur Robert Lehniger neben dem Schauspiel auch auf eine Kombination aus Live- und vorgedrehten Videos, die Szenen in und um Düsseldorf, den Schauplatz des Geschehens, zeigen. Faust und Mephisto (Stefan Gorski) machen einen Roadtrip im Wohnmobil, sie sind damit immer wieder auf der Leinwand des Bühnenbildes zu sehen. Der Wechsel von Video und Schauspiel erfordert präzises Timing der Schauspieler, denen der Wechsel durchweg gut gelingt. Auch die Darstellung mancher Figuren im Video ermöglicht beispielsweise beim Erscheinen des Erdgeistes eine visuelle Übermenschlichkeit, die anders wohl kaum zu zeigen gewesen wäre. Dabei beschränkt sich das Schauspiel jedoch nicht nur auf Videoprojektionen und so kommen auch WhatsApp-Nachrichten zwischen Gretchen (Cennet Rüya Voß) und Lieschen (Anya Fischer), Handys oder VR-Brillen zum Einsatz. Für manchen vielleicht zu viel Einsatz von Technik, allerdings passt es immer zum Stück. Und so ist es faszinierend zu sehen, wie mit ein paar Scheinwerfern, Lichtpulten, einer Kamera und einer Art Häuschen als Kulisse Fausts Welt zum Leben erweckt wird.

Das Stück wurde auf zwei Stunden gekürzt, sodass es kaum Szenen gibt, die sich hinziehen, es bleibt durchweg interessant. Die Sprache bleibt größtenteils beim Original, obwohl verschiedene kurze Ausrufe der modernen Umgangssprache das Stück auflockern. Auch die Schauspieler überzeugen. Mit Torben Kessler, Stefan Gorski, Cennet Rüya Voß, Thiemo Schwarz und Anya Fischer wird der Abend nicht langweilig. Besonders Stefan Gorski bringt, ganz seiner Rolle gemäß, Schwung in das Stück und macht es zu einem tollen Erlebnis für das Publikum.

Letztendlich ist dieses Stück allen zu empfehlen, die sich für klassische Stücke im modernen Theater interessieren, aber auch denen, die Faust etwas besser verstehen und kennenlernen wollen, denn diese Aufführung bringt einem das Drama im modernen Kontext näher.

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