„Plié, Tendu, Adage“

Den meisten werden diese Begriffe nichts sagen, aber genau das ist es, was eine neunte Klasse des K-A-G im Sportunterricht machte.

Die Begriffe kommen aus dem Französischen und bedeuten „beugen, herausstrecken und Sinnspruch“.img_3094

In Zusammenhang mit Ballett werden so verschiedene Übungen bezeichnet. Beim Plié beugt man die Beine, beim Tendu streckt bzw. schleift man ein Bein nach vorne, nach hinten oder zur Seite und das Adage ist eine Übung, bei der es darum geht, sein Gleichgewicht zu finden.

Und genau das war es, was die neunte Klasse im Sportunterricht machte: Ballett.

Dazu kam es, als der Lehrer zu Beginn einer Sportstunde meinte, dass für dieses Schuljahr noch zwei Themen auf dem Lehrplan ständen: Fußball und Tanzen. Die Klasse würde zuerst Fußball machen.

Daraufhin beschwerte sich aber eine Schülerin, dass für Tanzen so gar keine Zeit mehr bleiben würde und kein Sportlehrer Tanzen als Thema durchnimmt, obwohl Gymnastik/Tanz seit der 7. Klasse durchgängig auf dem Lehrplan stehe. Der Lehrer schlug vor, dass man immer abwechselnd eine Stunde Tanzen und eine Stunde Fußball machen könnte (Die Klasse hat nur Einzelstunden in Sport). So war zumindest schon einmal beschlossen, dass Tanzen dieses Schuljahr auch gemacht wurde. Der Sportlehrer fragte, ob jemand in der Klasse tänzerische Vorerfahrung hätte und als sich eine Schülerin meldete und meinte, sie würde Ballett machen, fragte der Lehrer, ob sie bereit wäre, eine Stunde mit der Klasse Ballett zu machen. „Ich habe noch nie Ballett im Sportunterricht gemacht und fände das sehr interessant. Ich
würde auch mitmachen“.

Die Schülerin willigte ein und so kam es zu dieser einen Ballettstunde. Aus einer wurden dann aber mehrere und letztendlich machte die Klasse sogar eine Abnahme zu dem Thema, bei der sie die gelernten Übungen vortanzen musste. Die Bewertungskriterien dabei waren das Gleichgewicht zu halten, in der Musik zu bleiben und die richtige Schrittfolge zu präsentieren.

img_3091Wie sich der ein oder andere jetzt vielleicht schon denken kann, waren einige in der Klasse alles andere als begeistert von dem neuen Sportthema. Hinzu kommt, dass manche Schülerinnen und Schüler Ballett nicht einmal als Sport anerkennen und dass eine Mitschülerin nun den Unterricht leitete.

Maurice Wintersehl, Schüler in dieser Klasse, sieht Ballett zwar als einen Sport und findet es interessant etwas Anderes zu machen, „aber ein Lehrer sollte nur das unterrichten, was er selber auch beherrscht. Ohne Abnahme wäre das noch akzeptabel, aber benotet ist das für mich ein Unding“. Für ihn ist das Problem nicht, dass die Klasse jetzt Ballett macht, sondern eher, dass das ganze benotet wird.

Seine Mitschülerin Tijana Eftimovska hat damit kein Problem. Auch sie findet es interessant mal etwas Neues im Sportunterricht zu machen. Die Kriterien für die Abnahme seien genau richtig. Für deren Niveau werde nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig verlangt. Mit den Kriterien „in der Musik sein und richtige Schrittfolge“ konnte sich auch Maurice anfreunden, Gleichgewicht ist für ihn aber kein Kriterium.

Tijana meint, dass es gut war, dass die Mitschülerin den Unterricht leitete und nicht der Sportlehrer. „Sie hat mehr Balletterfahrung und konnte uns deshalb auch Tipps geben und uns korrigieren. Außerdem schritt der Lehrer immer ein, wenn es zu laut wurde“.

Zur Folge hatte diese Unterrichtseinheit, dass Fußball nicht mehr in die Wertung für die Sportnote auf dem Zeugnis mit hineinkam. Die Abnahme zu Ballett war in der letzten Sportstunde vor der Notenstickabgabe und erst danach begann das Thema Ballett. So trat genau der gegenteilige Fall von dem ein, was die Schülerin an der Unterrichtsplanung des Lehrers, erst Ballett und dann Tanzen zu machen, kritisiert hatte. Klar, dass daher die Aufregung bei einigen in der Klasse groß war, aber es gibt auch Leute, denen das nichts ausmacht.

Tijana und Maurice gehören zu diesen Leuten. Sie seien beide nicht so gut im Fußballspielen und laut Tijana wurde Fußball schon viel zu oft durchgenommen.

Auch wenn nicht jeder von Ballett überzeugt war und sich einige weigerten richtig mitzumachen, hatte dieses Thema zumindest einen positiven Effekt: Der ein oder andere aus der Klasse hat nun erkannt, dass Ballett entgegen seiner Erwartungen doch anstrengend ist.

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