Feiertags-Sklaven

HausaufgabenWer kennt es nicht?

Ein langes Wochenende steht vor der Tür, drei, vier oder mit etwas Glück sogar fünf freie Tage am Stück. Pfingsten, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Pädägogischer Tag, Wandertag, Studientag oder was auch immer – willkommene Inseln im stressigen Full-Time Job eines Schülers.

Gerade der Monat Mai war aufgrund von Feiertagen stark von Ausfällen betroffen – natürlich sehr zur Freude der Schüler und – so sollte man zumindest meinen – auch der Lehrer.

Zwei Tage vor dem Wochenende: Die Freude ist groß. Alle fiebern schon dem Bisschen Extra-Freizeit entgegen, alle machen Pläne für die freien Tage: Kino, Eisdiele, Schwimmbad, und so weiter und so fort. Keiner glaubt, dass noch irgendetwas die Vorfreude trüben kann.

Und dann, die erste Stunde ist fast geschafft, kommt das: „So, damit Sie sich während der freien Tage bei dem schönen Wetter auch nicht langweilen, bekommen Sie einige Aufgaben von mir, die Sie bitte bis nächste Woche erledigen“, heißt es am Ende der Stunde. Ganz schlechte Idee, Herr Lehrer. Ganz schlechte Idee.

Im nächsten Fach folgt dann die selbe Misere. Denn als wäre eine Extra-Hausaufgabe nicht schon genug, scheint irgendwie plötzliche jedes der unterrichtenden Lehrgeschöpfe zur gleichen Zeit zum gleichen Schluss gekommen zu sein: Freie Zeit ist gleich vertane Zeit. Die armen Schüler wissen ja dann gar nicht, was sie mit sich und der Welt anfangen sollen, blablabla. Und wehe, man protestiert! Als Antworten erhält man dann bloß Sätze wie „Bald ist Klausur“ oder „Das Schuljahr ist zu kurz, wir haben keine Zeit mehr“.

Also regnet es Hausaufgaben. Hausaufgaben, Hausaufgaben, Hausaufgaben. Egal, ob man in diesen Fächern Klausuren schreiben muss oder nicht. Es regnet Analysen in Deutsch, Englisch, Sowi und Geschichte. Seitenlange Textaufgaben in Mathe oder Physik, Arbeitsblätter in Pädagogik, Projektarbeiten in Erdkunde und Kunst, eigene Kompositionen in Musik, Bilanzaufgaben in Bio und sogar in Sport erwartet der Lehrer als „Hausaufgabe“ Lauftraining für die eigene Ausdauer. BAAM. So einfach geht das. So einfach macht man den Kindern die wohl verdiente Freizeit kaputt. Tja, die schön geplanten Ausflüge fallen da wohl oder übel ins Wasser.

Natürlich muss man zur Verteidigung der Lehrer sagen, dass durch die Ausfälle auch die Vorbereitung auf Klausuren logischerweise knapper und enger wird. Aber anstatt einfach die Klausuren was leichter zu gestalten, werden ewig lange Aufgaben gegeben, die dann jeden Spaß endgültig und zu hundert Prozent vertreiben. Außerdem ist es ja wohl mal wieder typisch, dass alles, aber auch wirklich alles zur gleichen Zeit passieren muss.

Ich meine, klar, Klausuren in Englisch, Mathe und Deutsch, meist auch Latein oder Französisch, sind für alle verpflichtend und gehören gut vorbereitet. Ebenfalls in manch anderen Fächern wie Biologie etc. Doch warum, warum zur Hölle muss dann auch alles andere zur gleichen Zeit passieren? Warum müssen wir genau jetzt ein eigenes Lied schreiben, wenn das ganze Jahr auch Zeit war, eben nicht zur Klausurenphase? Warum machen wir genau jetzt überall Projekte und Referate, eigene Gottesdienste, Powerpoint Präsentationen und ähnliches, wenn man außerhalb der Klausurenphase viel mehr Zeit dafür gehabt hätte? Warum nur kommen alle Lehrer zur gleichen Zeit auf die gleichen Ideen? Warum nur glauben sie, wir hätten an freien Tagen nichts Besseres zu tun als das? Warum?

Selbst wenn wir alle wollten – dieses Pensum zu erfüllen und über vier Tage alles gleichermaßen gewissenhaft zu erledigen, ist so gut wie unmöglich. Ganz besonders, wenn man noch ein Privatleben hat. Freunde, Eltern, Geschwister, Cousins, Kusinen, Tanten, Onkel und Großeltern möchten auch alle besucht werden, „das bietet sich doch an, wenn ihr das ganze lange Wochenende frei habt“. Fängt man dann an, auf den Berg an Hausaufgaben zu verweisen, kommt nur die beleidigte Antwort: „Du willst doch Tante Gerda nicht für eine Bio-Hausaufgabe absagen, oder? Sie hat dich schon so lange nicht mehr gesehen. Das hättest du früher tun sollen, du kannst dir deine Zeit überhaupt nicht einteilen!“ Von Hobbys wie Sport oder Musikinstrumenten ganz zu schweigen.

Schüler sein ist anstrengend, das wissen wir ja schon länger. Aber an langen Wochenenden ganz besonders. Und egal, ob Ihr gerne zur Schule geht oder nicht, die Erfahrung, zum Feiertags-Sklaven geworden zu sein, habt Ihr alle schon mal gemacht. Aber ohne wär’s ja auch langweilig, oder nicht? Ich meine, was würdet Ihr ohne nur tun?

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