Methodenreigen im Referendariat

,,In den nächsten Wochen werde nicht ich euch unterrichten, sondern Referendar XY“.

Diese Ankündigung führt in den meisten Fällen zu kollektivem Aufstöhnen der Klasse.

Nicht etwa, weil alle Referendare grauenhaften Unterricht machen. Das ist mitnichten der Fall.

Referendare sind zumeist sehr motiviert und geben sich große Mühe, den Unterricht ansprechend zu gestalten. Darin übertreffen sie in den meisten Fällen ihre alteingesessenen Kollegen bei weitem.

Einziges Problem: Referendare wollen natürlich unbedingt all die nagelneuen, modernen Unterrichtsmethoden ausprobieren, die ihnen in der Uni eingetrichtert wurden.

Denn natürlich setzt sich der Lehrer heutzutage nicht mehr einfach vorne hin und hält den Schülern einen Vortrag.

Nein, heute müssen die Schüler zum Mitmachen animiert werden. Sie sollen sich den Lernstoff selbst erarbeiten, ihre Sozialkompetenzen trainieren, eigenständig Lösungmöglichkeiten entwicklen!

Dazu gibt es dann viele verschiedene Möglichkeiten. Einfache Gruppen- oder Partnerarbeit ist natürlich auch schon längst passé. Stattdessen besteht der Unterricht von heute aus EVA, Think-Pair-Share, Gruppenpuzzle, Podiumsdiskussionen, Standbildern et cetera et cetera.

Und so werden aus Schülern Versuchskaninchen. Mehr oder weniger brav hoppeln wir durch den Klassenraum und versuchen, die teils kryptischen Anweisungen zu befolgen.

Bis auch der letzte verstanden hat, wohin er hoppeln soll, ist die Stunde meist schon vorbei, sodass die Methode in die nächste Stunde verschoben werden muss.

Zudem hat man manchmal den Eindruck, als würden sämtliche Referendare um den Methodenpokal wetteifern. Den gewinnt, wer am meisten Methoden in eine Lerneinheit einbaut. Die Sonderauszeichnung ,,Super-Referendar“ erhält, wer sogar mehr als drei Methoden in eine einzige Stunde einbaut.

So wird also eine Methode nach der anderen aus- und durchprobiert.

Aber zum Glück hat alles Leiden auch einmal ein Ende. Gerade wenn man sich nach dem guten alten Frontalunterricht zurücksehnt, ist die Referendarszeit auch schon wieder vorbei. Und das bedeutet: Süßigkeiten! Denn jeder Referendar möchte sich natürlich bei den Schülern für ihre tolle Mitarbeit bedanken. Und so haben sich die Methoden dann doch gelohnt.

Anja Pallasch, Q2

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