Pflegenotstand und Pandemie – eine verheerende Kombination

Die derzeitige Situation verlangt uns allen viel ab. Für manche ist sie auf Grund ihres Jobs aber besonders hart. Neben dem Einzelhandel sind auch Krankenhäuser und Pflegeheime fast täglich in den Nachrichten. Der Grund dafür ist der extrem belastende Alltag für die Ärzte und Pfleger. Dabei existiert der Pflegenotstand in Deutschland nicht erst seit heute, sondern ist ein seit Jahren bekanntes Problem. Die Corona-Pandemie hat dieses nur auf den Höhepunkt gebracht. Während die Zahl der Pfleger immer geringer wird, zeigen verschiedene Statistiken, dass die Anzahl der Pflegebedürftigen bis 2030 voraussichtlich auf 3,5 Millionen ansteigt. Auf einen Pfleger kommen immer mehr Patienten, die alle behandelt werden müssen. Die Folgen davon sind gravierend. In einer Überlastungsanzeige heißt es: “Grundpflege ist nicht mehr korrekt durchführbar, Verbände können nicht mehr gemacht werden, wie es sich gehört. Patienten werden nur noch einmal am Tag gefüttert.“ Um doch noch alles irgendwie zu schaffen, verzichten viele Pfleger auf ihre Pausen und machen zusätzlich noch Überstunden. Teilweise muss die Aufnahme von Patienten abgelehnt werden, obwohl noch Betten zur Verfügung stehen. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 hat sich die Situation nochmal verschärft. Um sich vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen gehört Schutzkleidung nun zum Alltag. Dazu kommt, dass es täglich immer mehr Patienten gibt, die im Krankenhaus behandelt und häufig auch beatmet werden müssen. Außerdem müssen Operationen, die im Frühjahr verschoben wurden, jetzt nachgeholt werden. Mittlerweile melden viele Kliniken erste Engpässe oder sind bereits ausgelastet. Das sind beides Gründe, die den Arbeitsalltag in der Pflege deutlich erschweren. Die naheliegendste Lösung wären kürzere Arbeitszeiten. Jedoch sind diese durch den Mangel an Fachkräften nicht möglich.

Aber wodurch kommt dieser Pflegenotstand überhaupt zu Stande?

Der Ursprung des Pflegenotstandes liegt im Jahr 2004, als das sogenannte Fallpauschalensystem eingeführt wurde. Dies besagt, dass nach der Beendung der Behandlung jedem Patienten ein DRG (Diagnosis Related Groups ) zugeordnet wird. Der DRG legt für einen Fall einen bestimmten Erlös fest, den das Krankenhaus erhält. Dadurch wird der Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern verstärkt, und um möglichst viel Gewinn zu erzielen, setzten viele Krankenhäuser auf weniger und billigere Arbeitskräfte. Daraufhin wurde das Gehalt der Pfleger weniger, wodurch einerseits viele ihren Job gekündigt haben und andererseits der Beruf unattraktiver für junge Leute war. Dazu kommt die extrem belastende Situation während der Arbeit. Der angehende Krankenpfleger Alexander Jorde begründet damit in der Fernsehsendung „Markus Lanz“ auch die kurze Arbeitsdauer der Pfleger in ihrem Beruf. Ein Krankenpfleger arbeite im Durchschnitt nur etwa 7,5 Jahre in diesem Beruf, ein Altenpfleger 8,4 Jahre. Viele halten die Kombination aus der großen Verantwortung für die Patienten und den Stress nicht lange aus. Ein weiterer Grund ist, dass man als Pflegefachkraft nicht besonders viel verdient. Das Gehalt liegt im Monat zwischen 1700€ und 3200€ Brutto. Der genaue Betrag hängt von der Qualifizierung und der Fachrichtung ab. Zum Vergleich: das Einstiegsgehalt eines Assistenzarztes liegt bei 4602€.

Was wird gegen den Pflegenotstand unternommen?

Um schnell etwas gegen den Mangel an Pflegekräften zu unternehmen, kommen viele Pfleger aus dem Ausland nach Deutschland. Außerdem sollen die Löhne um bis zu 8,7 Prozent erhöht werden. Dadurch möchte man mehr junge Menschen dazu bewegen, eine Ausbildung als Pflegefachkraft zu machen.

Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis sich die Situation in den Krankenhäusern entspannen wird.

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