Sport mit im Abi?

laeuferDie Wahl der vier Abifächer gehört zu jeder Schullaufbahn eines Gymnasiasten unumgänglich mit dazu. Das war schon immer so. Über die Jahre hat sich zwar manches im Hinblick auf das Wahlverfahren geändert, doch der Entscheidungsdruck ist der Gleiche wie vor 30 Jahren.

Gegen Ende der EF ist es soweit. Langsam wird es ernst. Man stellt die Weichen für die nächsten zwei Schuljahre bis zum Abschluss. Nun kommt es wirklich darauf an, seine Fächer mit Bedacht zu wählen, denn ab der Q1 zählt jeder Punkt für’s Abitur. Plötzlich steht man vor lauter Fragen, die man beantworten muss, lauter Entscheidungen, die es zu treffen gilt:

Welche Fächer mache ich zu meinem LKs? Welches wird mein drittes Fach und in welchem möchte ich die mündliche Prüfung absolvieren? Möchte ich einen sprachlichen oder einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt? Welche Fächer wähle ich ab? Welche muss ich behalten?

Der Ein oder Andere wird über diesen ganzen Fragen zunächst verzweifeln, aber bisher hat noch jeder diese Bürokratie bewältigt bekommen. Und manche werden vielleicht auch zu dem Punkt kommen, an dem sie sich fragen, ob man Sport denn auch mit ins Abi nehmen darf. Für alle die, die mit genau diesem Gedanken spielen, haben wir uns bei Lehrern und Schülern einmal schlau gemacht. Schließlich macht Sport vielen Schülern besonders viel Spaß und bildet auch mal eine erfrischende Abwechslung zu den ganzen anderen Fächern.

Zur Beruhigung klären wir die Hauptfrage zuerst: Ja, man darf Sport am KAG mit ins Abitur nehmen. Allerdings gibt es einige Bedingungen, die mit dieser Wahl einhergehen und über die man sich bewusst sein sollte, wenn man Sport mit ins Abi wählen möchte:

1. Sport darf nur als viertes Fach im Abitur gewählt werden.

2. Sport ist nur in Kombination mit Mathe möglich – ob Mathe dabei LK oder GK ist, ist egal.

3. Man muss es ab der EF schriftlich belegt haben.

Die KAG-Schülerin Isabelle Wakan (18) aus der Q1 hat sich damals in der EF für Sport im Abitur entschieden und konnte uns glücklicherweise ein bisschen etwas über ihre Erfahrungen damit bis hierhin erzählen.

Für die 18-Jährige war eigentlich von Anfang an klar, dass sie Sport mit ins Abi nehmen wollte. Das liegt daran, dass sie auch privat ein sehr sportbegeisterter Mensch ist. Vor vielen Jahren hat sie mit Kinder-Leichtathletik begonnen, doch mittlerweile widmet sich die Langenfelderin nur noch ausschließlich dem Schwimmtraining. Sie trainiert mehrmals in der Woche, ist auch am Wochenende andauernd im Wasser und besucht sogar Wettkämpfe. Nebenbei geht sie in ihrer Freizeit Joggen und sagt selber, dass ihr Leben aus kaum etwas anderem besteht als Schule, Essen, Schlafen und Sport.

„Sport ist das Einzige, was ich neben der Schule noch regelmäßig schaffe“, erzählt die beschäftigte Oberstufenschülerin. Sie nutze die Bewegung hauptsächlich als Ausgleich zum Lernen und Hausaufgaben machen, da es sie beruhige und ihr trotzdem das Gefühl gebe, etwas geleistet zu haben. Ihr fiel die Entscheidung somit nicht besonders schwer.

Ein weiteres Argument dafür war aus ihrer Sicht, dass Sport für eher ruhige und schüchterne Schüler eine gute Alternative zur mündlichen Prüfung im herkömmlichen vierten Fach darstellt. In Sport setzen sich „nur“ 50% der Note aus der mündlichen Prüfung zusammen, die anderen 50% resultieren aus der körperlichen Leistung. Zum Beispiel wird man in der Disziplin Laufen geprüft und muss dort seine Ausdauer unter Beweis stellen. Zusätzlich gibt es eine Abnahme im selbst gewählten Schwerpunktfach, in Isabelles Fall Volleyball.

„Diese Regelung finde ich persönlich sehr gut, weil die Note eben nicht nur auf der mündlichen Prüfung basiert. Mir liegt das Mündliche nicht so“, erklärt die 18-Jährige ehrlich.

Ihr zufolge sollte man sich deshalb gut überlegen, ob man Sport wirklich im Abi haben möchte. „Wenn man nicht wirklich Interesse am Sport hat und auch in der Freizeit nur wenig bis gar keinen Sport macht, kann das nicht funktionieren“, meint sie. Vieles werde an absoluten Zahlen gemessen. Engagement, Wille und Bemühen reichen da nicht mehr aus, dafür gäbe es keine Punkte. Man müsse schon gut sein.

Laut Isabelle sollte man daher in der Freizeit auf jeden Fall auch selbst Sport treiben. Das Interesse sei allerdings sowieso am wichtigsten, da man sich viel auch alleine zuhause vor Klausuren nochmal erarbeiten muss, so Isabelle. „Leider gibt es nicht immer viel planmäßigen Theorieunterricht in den Sportstunden. Wir schieben mal ab und zu eine Theoriestunde ein, aber die meist gezwungenermaßen vor den Klausuren“, berichtet sie. Diese Stunden fänden aber trotzdem in der Sporthalle statt, während die anderen spielen. Isabelle sagt: „Deshalb muss man sich viel zuhause alleine erschließen, evtl. im Internet nochmal nachgucken oder Freunde fragen, die die jeweilige Sportart betreiben und vielleicht mehr Ahnung haben als man selber.“ Dafür sei das Interesse unabdingbar, ohne wäre es sehr lästig.

Manche Lehrer wie im Fall von Isabelle bieten aber auch in der letzten Stunde vor der Klausur nochmal an, sich mit ihm und den anderen Klausurschreibern zusammenzusetzen und letzte Fragen oder Probleme zu besprechen und zu klären. Das sei aber nicht für jede Lehrkraft selbstverständlich und auch die Klausuren dürften von Lehrer zu Lehrer anders und leichter oder weniger leicht sein.

Dabei meint Isabelle, dass sie eigentlich ähnlich wie in allen anderen Fächern auch sind. Es gibt meist drei Teilaufgaben, wobei die erste sich immer auf bereits Besprochenes bzw. Bekanntes bezieht und daher nur Reproduktion ist. In der zweiten Aufgabe muss der Schüler für ihn neue Materialien auswerten und analysieren, z.B. wird ein Ausschnitt eines Spielzuges dargestellt, der erläutert werden soll. Dafür sei nach Isabelles Angaben vor allem auch taktisches Verständnis vonnöten. Die dritte und letzte Aufgabe setzt sich dann aus der Diskussion und Problematisierung eines Faktes zusammen.

Bis auf die Vorbereitung also alles wie in anderen Fächern auch.

Daher Isabelles abschließendes Fazit zu Sport im Abi: „Ich finde, man sollte Sport nicht wählen, nur weil man denkt, dass es leichter ist als der Rest, das sehe ich nämlich ganz und gar nicht so. Besonders wichtig ist ehrliches Interesse am Sport, die Lust sich zu bewegen, und eine gewisse vorhandene Sportlichkeit, da – wie schon gesagt – viel von absoluten Zahlen und Werten in festgelegten Tabellen abhängt. Viel ist natürlich auch vom Lehrer abhängig, aber das kann man vorher ja nie wissen…“

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