Eine Woche im Ausland

Eine Bucht von Torquay

Eine Bucht von Torquay

 

Den ganzen Tag schon war ich aufgeregt. Ich konnte es kaum erwarten. Morgen würde ich sie kennenlernen, die Familie, bei der ich ein halbes Jahr lang leben würde. Ein halbes Jahr lang werde ich 900km von Zuhause entfernt leben, eine andere Sprache sprechen, neue Freunde finden und die Gewohnheiten einer anderen Kultur kennenlernen.

Morgen um diese Zeit würde ich also in England sein und auch erst einmal Schlaf nachholen. Denn die Fahrt würde 15 Stunden dauern bis nach Torquay, einer Stadt im Südwesten Englands. Dorthin ging ich für mein Auslandshalbjahr und heute schon fuhren wir los. Jedoch war dies erst einmal nur eine Vorfahrtswoche, in der ich meine Gastfamilie kennenlernen konnte, die anderen Austauschschüler, sowie die Stadt. Auch zwei mögliche Schulen konnte ich mir in dieser Woche angucken, um zu entscheiden, auf welche ich im Auslandhalbjahr nach den Sommerferien gehen will.

Mit den Betreuern von Interaktiv Reisen e.V., einer Organisation aus Hilden, und 5 anderen Schülern, die ich noch nie vorher gesehen hatte, saß ich im Bus und war auf dem Weg nach England.

„Hoffentlich wird meine Gastfamilie nett sein. Was ist, wenn ich mich gar nicht mit der Familie verstehe? Ist mein Englisch gut genug?“ Das waren die Gedanken, die in meinem Kopf herumgeisterten. Zum Glück fuhren wir erst einmal nur für eine Woche, sodass sich die Angst in Grenzen hielt bis sie schon bald fast ganz weg war. Nervös und aufgeregt war ich trotzdem, aber im positiven Sinne.

Die Fahrt begann mit einer kurzen Vorstellungsrunde, in der jeder kurz seinen Namen sagte, und danach konnte ich genau einen Namen; den der Person neben mir. Denn wir waren zwar insgesamt nur 6 Schüler, aber dazu noch 10 Betreuer, davon 8 angehende, für die die Fahrt eine Schulungsfahrt war, plus die beiden Busfahrer. Nach zwei Spielen zum Kennenlernen konnte ich die Namen doch alle.

Die Gespräche mit dem Sitznachbarn begannen und nachdem von der Teamleitung, also den beiden Betreuern, die die angehenden „ausbildeten“, noch mehrmals die Sitzordnung geändert wurde, kannte ich ziemlich viele Personen. Alle waren gut gelaunt und aufgeregt. Nur auf die Uhr gucken war keine gute Idee, denn dann stellte ich immer wieder überraschend fest, wie lange es denn noch dauern würde bis wir bei der Fähre sein würde, um auf „die Insel“ zu kommen.

Gegen 23:00 Uhr kamen wir bei der Fähre an und um 0:00 Uhr legte diese ab. Während der Fährfahrt schliefen viele und auch auf der weiteren Busfahrt schliefen so gut wie alle.

Gegen 8:00 Uhr englische Zeit (in Deutschland war es schon 9:00 Uhr) kamen wir in Torquay an und wir Schüler wurden von unseren Gastmüttern am Treffpunkt abgeholt; so auch ich. Im Auto folgte ein kurzer Smalltalk und darauf erst einmal schweigen. Meine Gastfamilie bestand aus einer Gastmutter und einer Gastschwester, die in einem netten aber kleinen Haus wohnten.

Sobald ich ankam, schlief ich erst einmal, denn ich hatte im Bus nicht so viel geschlafen.

Meine Gastmutter ging arbeiten, meine Gastschwester war auch arbeiten und so blieb ein ausgiebiges Kennenlernen erst einmal aus. Ich richtete mich ein, schaute etwas fern und ging zu einem Treffen mit den anderen Schülern und Betreuern.

Für die kommende Woche war jeden Tag Programm von der Organisation vorgesehen, an dem man teilnehmen konnte. Am ersten Tag stand aber nur ein kurzes Treffen an, wo wir auf dem Stadtplan, den wir alle vorher bekommen hatten, für uns wichtige Orte einzeichnen sollten. Darunter fielen diverse Treffpunkte, sowie die Gastfamilien der anderen.

Gegen 17:00 Uhr war ich wieder Zuhause bei meiner Gastfamilie, lernte diese besser kennen und las in meinem Zimmer, wo ich mich schon wohl fühlte. Die erste Heimwehattacke ließ nicht lange auf sich warten, aber nach einer Konversation mit den Freundinnen Zuhause und etwas Ablenkung war sie schnell wieder weg und kam auch nicht wieder.

Beim ersten Abendessen mit der Gastfamilie unterhielten wir uns und ich ging ziemlich bald ins Bett.

Ein Selfie mit Einwohnern in Toquay

Ein Selfie mit Einwohnern in Toquay

Der Sonntag begann mit einer Stadtführung und einem anschließenden Quiz. Dabei gab es viele lustige Aufgaben wie zum Beispiel auch mit Einwohnern aus Torquay ein Selfie zu machen oder einen zu fragen, ob er einem ein Spiegelei kochen konnte.

Das restliche Programm für die Woche bestand aus diversen Exkursionen ins Dartmoor oder nach Exeter, Aktionen wie Caving (Höhlenexpedition) und Coastering (Klippenspringen) sowie gemeinsamem Essengehen. Hinzu kamen noch die Schulbesuche am Montag.

Durch die Führungen dort bekam man einen ersten Einblick in das englische Schulleben und sie half einem etwas bei der Entscheidung, auf welche der Schulen man nun gehen wollte. In beiden Schulen wurde ganz typisch englisch Schuluniform getragen.

Während den Exkursionen lernte man auch die anderen Austauschschüler besser kennen. Man verabredete sich, ging zusammen in die Stadt und quatschte stundenlang.

Der river plym im dartmoor

Der river plym im dartmoor

 

Sobald wir in Torquay oder auch in Exeter in einen Laden gingen, kamen Verkäufer und fragten: „How are you?“ Der verständnislose Blick, den wir darauf hatten, entlarvte uns sofort als Ausländer. Und es folgte ein „Where are you from?“. Auch an der Kasse blieben wir nicht unentdeckt; sei es, weil wir stundenlang nach den passenden Münzen suchten, um am Ende dann doch noch ein Penny statt ein Pfund hinzulegen, oder weil wir den Kassierer einfach nicht verstanden. Als wir dann noch einmal in einer Bäckerei ein Wörterbuch rausholten, da wir wissen wollten, was denn in der Blätterteigtasche war, die wir überlegten zu kaufen, ernteten wir ein Lachen von den Verkäufern wie auch anderen Kunden.

Viel zu schnell ging die eine Woche herum, in der ich neue Freunde gefunden hatte und für mich klar wurde, dass ich unbedingt wiederkommen will.

Der Flohmarkt in Torquay

Der Flohmarkt in Torquay

Am letzten Tag waren wir Schüler noch einmal zusammen in der Stadt, genossen die Sonne und gingen auf den örtlichen Flohmarkt. Meine Gastmutter machte mir ein Lunchpaket für die lange Fahrt und fuhr mich darauf zum Treffpunkt.

Obwohl Hinfahrt und Rückfahrt etwa gleich lang dauerten, kam mir die Rückfahrt viel kürzer vor. Wir Schüler quatschen fast durchgängig und als die anderen schlafen wollten, wurden wie lediglich leiser anstatt aufzuhören. Der Gedanke daran, dass man die anderen erst in einem halben Jahr wiedersehen würde, stiftete einen dazu an, die letzten Stunden miteinander noch einmal ausgiebig zum Reden zu nutzen. Nach gefühlten 100 Ermahnungen, wir sollen bitte leise sein, versuchten auch wir um 3 Uhr zu schlafen.

Bei der Ankunft waren alle traurig, dass es schon zu Ende war und jeder in seine Stadt zurückkehren group-dartmoormusste. Und so ging eine wundervolle Woche in einem anderen Land und bei einer zu Beginn fremden Familie zu Ende.

Auch die Organisation mit ihren Betreuern trug zu dieser wundervollen Woche bei, denn sie kümmerten sich immer um einen. War es nun, dass sie einem ihren Pullover nach einer Wanderung im Dartmoor liehen, da einem kalt war, oder dass sie einem ihre Mütze für eben diesen Ausflug liehen. Zudem sorgten sie bei den Exkursionen stets für viel Spaß. Man fühlte sich immer gut aufgehoben.

So kann ich jedem aufgrund der Erlebnisse in dieser Woche nur empfehlen ins Ausland zu gehen und vielleicht ja auch mit Interaktiv Reisen e.V.

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