Hurensohn wegen Hinkniens?

football-622891_640„Die Einschaltquoten der NFL sind stark gefallen, außer wenn das Spiel beginnt und die Leute einschalten, weil sie sehen wollen, ob unser Land verächtlich behandelt wird“, schrieb Trump auf Twitter.
Das sind wieder einmal scharfe Worte, die der US-Präsident Donald Trump über Twitter mit der Welt teilte. Doch warum ausgerechnet gegen eine der größten Ligen in den USA?
Eli Harold, Colin Kaepernick und Eric Reid von den San Francisco 49ers, einem Teams der Football-Profi-Liga National Football League (NFL), sind die Auslöser. Sie entschlossen sich, während der Hymne nicht aufzustehen, um gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner zu protestieren. Vor einem Jahr – im Oktober 2016 – knieten (in englisch: take a knee) die drei erstmals nieder.
Einige Sportler verweigern es seit gut einem Jahr, während der bei fast jeder Sportveranstaltung gespielten Nationalhymne zu stehen.
Am Sonntag, den 24.09.2017, knieten knapp 200 NFL-Spieler in 14 Spielstätten beim Abspielen der US-Hymne oder blieben auf der Bank sitzen. Drei Teams kamen erst nach der Hymne aus ihren Kabinen. Ein Großteil der Spieler zeigte sich als geschlossene Einheit an den Seitenlinien. Eine Woche zuvor hatten sich nur sechs NFL-Spieler an den Protesten beteiligt.
In einer Rede und in einer Folge von Tweets forderte Trump am Freitag, den 22.09.2017, und am darauffolgenden Wochenende die NFL-Teambesitzer auf, solche „Hurensöhne“ zu feuern, die während der Nationalhymne nicht stehen. Zudem solle derjenige, der den Mut habe, Spieler zu feuern, für eine Woche die „beliebteste Person im ganzen Land sein“. Außerdem forderte Trump die Zuschauer auf, die Spiele aus Protest zu verlassen. Das hatte über die Liga hinaus große Empörung ausgelöst.
Warum hat Trump sich überhaupt in die Debatte eingemischt? Sowohl Mark D. Naison, Professor an der Fordham Universität (New York), als auch Curtis Runstedtler, Professor an der Durham Universität (Durham), glauben, dass er nach der verpatzten Gesundheitsreform und der Kritik an seinem Umgang mit dem sturmverwüsteten Puerto Rico seine Anhänger hinter sich scharen wollte.
Auch wenn US-Medien meinen, dass die Wucht der Proteste abnimmt und teilweise so etwas wie Normalität zu beobachten sei, kniete das gesamte Team der San Francisco 49ers beim Abspielen der US-Nationalhymne vor ihrem Spiel am 01.10.2017 bei den Arizona Cardinals. Auch Stars wie Quarterback Cam Newton (Carolina Panthers) oder Running Back Marshawn Lynch (Oakland Raiders) setzten deutliche Zeichen. Lynch trug bei seiner Ankunft im Stadion vor dem Duell bei den Denver Broncos ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Everybody vs. Trump“ („Alle gegen Trump“).
Diese Debatte spaltet derzeit nicht nur die NFL und die gesamte Sportwelt, auch das Land ist immer mehr gespalten.

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