Romeo und Julia – ein Muss für jeden Ballettliebhaber

Liam Blair als Romeo und Yuki Kishimoto als Julia in "Romeo und Julia" © Mario Perricone

Liam Blair als Romeo und Yuki Kishimoto als Julia
© Mario Perricone

„Zwei Häuser waren – gleich an Würdigkeit –

Hier in Verona, wo die Handlung steckt,

Durch alten Groll zu neuem Kampf bereit,

Wo Bürgerblut die Bürgerhand befleckt […].“

 

So schrieb Shakespeare es zwischen 1594 und 1596 im Prolog seiner Tragödie „Romeo und Julia“ (aber auf Englisch). Seitdem ist das Motiv der Liebe zweier Personen aus verfeindeten Familien immer wieder aufgetaucht. Ob es nun das Musical „Westside Story“ von Leonard Bernstein oder eine der vielen Verfilmungen der Tragödie ist. Auch als Ballett ist die Geschichte mit der Musik von Sergej Prokofjew weltberühmt.

Die Compagnie des Aalto Theater Essen führt dieses bereits seit dem 1. November 2014 unter dem Intendanten Ben van Cauwenbergh auf. Die Geschichte ist dabei fast dieselbe wie in Shakespeares Fassung.

Die Häuser der Capulets und der Montagues sind verfeindet. Selbst Pater Lorenzo (Denis Untila) kann die Familienfehde nicht schlichten. Auf einem Ball der Capulets begegnen sich Romeo (Liam Blair), ein Montague, und Julia (Yanelis Rodriguez), die Tochter von Lord und Lady Capulet (Marek Tuma und Maria Lucia Segalin). Die beiden verlieben sich und lassen sich heimlich trauen. Als die verfeindeten Familien auf dem Marktplatz aufeinandertreffen, ersticht Tybalt (Moisés León Noriega), Julias Vetter, Mercutio

Yuki Kishimoto als Julia und Liam Blair als Romeo in "Romeo und Julia" © Mario Perricone

Yuki Kishimoto als Julia und Liam Blair als Romeo
© Mario Perricone

(Davit Jeyranyan), einen Freund Romeos. Daraufhin tötet Romeo Tybalt und Lord Capulet verbannt ihn. Julias Eltern möchten, dass sie Paris (Nwarin Gad) heiratet, aber sie weigert sich, obwohl ihre Amme (Yusleimy Herrera León) sie immer wieder anfleht zuzustimmen. Julia bittet Pater Lorenzo um Hilfe, welcher ihr einen Trank gibt. Dieser soll sie in eine todesähnliche Starre versetzen. Romeo soll in den Plan eingeweiht werden und beim Erwachen Julias am Totenbett eintreffen. So willigt Julia in die Hochzeit mit Paris ein und nimmt später den Trank. Alle halten sie für tot und der ahnungslose Romeo nimmt sich an ihrem Totenbett das Leben. Als Julia aufwacht und Romeo tot neben sich liegen sieht, ersticht sie sich mit seinem Dolch.

 

Die Tänzer der Compagnie tanzen sehr ausdrucksstark. Obwohl sie nicht reden, erkennt man, was sie wollen und tun. Durch Mimik und Gestik wird zum Beispiel klar, dass die Amme Julia anbettelt, in die Hochzeit einzuwilligen, oder wie traurig Romeo über Julias Tod ist.

Auch die Kostüme tragen dazu bei, die Szenen und Figurenkonstellationen verstehen zu können. Die Tänzer schaffen es, das Publikum vollkommen zu fesseln, obwohl die Handlung schon vorher bekannt ist. Doch dem Publikum ist auch zum Lachen zu Mute. Ab und zu gibt es lustige Szenen, wie zum Beispiel als Julias Amme durch die Annäherungsversuche von Romeos Freunden Mercutio und Benvolio (Yehor Hordiyenko) aufgehalten wird oder diese versucht Julia aus dem Bett zu bekommen. Teilweise werden Szenen wie diese aber zu sehr ins Lächerliche gezogen. Auch wenn die tänzerische Darstellung sehr schön ist, ist das Ende doch etwas langwierig. Diese Passage hätte man kürzen können.

 

Ensemble © Bettina Stöß

Ensemble
© Bettina Stöß

Das Bühnenbild harmoniert nahezu perfekt mit der Handlung. Das Ballett spielt an sich immer wieder ändernden Schauplätzen. Dabei ist die Drehbühne eine gute Umsetzung, um die Schauplätze auf der Bühne schnell zu ändern, denn die Musik bietet so gut wie keine Pausen für Änderungen während der Vorstellung. Somit werden auch immer wieder Möbel oder Bauten eingeschoben, ohne dass die Handlung verzögert wird.

 

Durch Prokofjews Musik, die die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Johannes Witt live spielen, wird ebenfalls Spannung erzeugt. Sie unterstreicht die Atmosphäre in den einzelnen Szenen perfekt. Allerdings scheint den Musikern die „Magie“ der hervorgerufenen Atmosphäre nicht bewusst zu sein oder sie berücksichtigen sie einfach nicht. Schaut man in den Orchestergraben, gibt es des öfteren Musiker, die gerade Pause haben. In ihren Pausen reden diese dann einfach miteinander. Außerdem blättern sie sehr laut um.

Im Großen und Ganzen wird das Ballett im Essener Aalto Theater aber mit großer Eleganz aufgeführt. Die Handlung wird sehr gut dargestellt und die Atmosphäre ist atemraubend.

Das Ballett ist ein Muss für jeden Ballettliebhaber, obwohl man im Theater meist überwiegend älteres Publikum trifft.

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