Praxis-Test: Wie wirksam und realistisch ist das Handy-Verbot wirklich?

2016_12_19-11_31_54-dsc_0126Seit dem Schulbeginn nach den Winterferien am 09.01. 2017 gilt das Verbot der Benutzung von Bildschirmgeräten jeglicher Art am K-A-G. Ausgenommen davon sind nur die Oberstufenschüler, denen es erlaubt ist, diese im Oberstufenraum oder in der Mensa zu verwenden. Ansonsten sind die Regeln klar und strikt: sieht ein Lehrer ein Handy, heißt das zuerst: Verwarnung und danach: Handy weg. Aber gibt es bei dieser Regelung nicht auch zahlreiche Grauzonen, die beachtet werden müssen?

Wie sieht es zum Beispiel aus, wenn ein Schüler schon früher Schulschluss hatte und später noch einmal über den Schulhof läuft, den Blick konzentriert aufs Handy gerichtet? Oder wenn Jugendliche einer anderen Schule mit Handy über den Schulhof laufen, während wir gerade Pause haben? Und wie soll man als Lehrer mit einem Blick in der Mensa beispielsweise einen Neuntklässler mit Handy, der in die Mittelstufe gehört, von einem Zehntklässler mit Handy, der schon als Oberstufe gilt, unterscheiden?

Auf diese Fragen scheint es im Moment noch keine eindeutigen Antworten zu geben.

Dafür haben wir uns mal in den Pausen auf dem Schulhof umgeschaut, um festzustellen, ob im Verhalten der Schüler eine Veränderung zu bemerken ist. Benutzen sie ihre Handys nach wie vor, ohne das Verbot ernst zu nehmen? Oder blicken sie sich im Minutentakt um, in der Angst, dass hinter jeder Ecke ein Lehrer hervorkommen könnte, wenn sie gerade, rebellisch wie Schüler nun mal sind, auf die Uhr gucken? Vielleicht führen sie ja auch insgeheim Strichlisten, um herauszufinden, wie die einzelnen Lehrer mit Verstößen umgehen.

2016_12_19-11_39_58-dsc_0139Fakt ist: wirklich viel hat sich eigentlich nicht geändert. Zumindest nicht bei den älteren Schülern. Die Mensa und der Oberstufenraum werden nicht öfter benutzt als sonst und bei einem kurzen Rundgang durch die Pausenhalle im A-Gebäude lässt sich pro Schülergruppe immer noch mindestens ein Handy entdecken – manchmal sogar noch deutlich mehr, je nach dem, aus wie vielen Leuten die Gruppe besteht. Irgendwie auch verständlich, denn, wenn mehrere große Oberstufenschüler in einem engen Kreis zusammenstehen, bietet das einen idealen Sichtschutz für die unerwünschten Lehrerblicke von außen. Was soll da schon passieren?

Außerdem ist auch nicht immer eine Aufsicht am Start. Wenn also gerade kein Lehrer in der Nähe ist, wieso sollte man sich dann an das in Schüleraugen ohnehin blödsinnige Verbot halten? Trotzdem ist auch offensichtliche Handynutzung in Gegenwart eines Lehrers keine Seltenheit. Gründe dafür sind entweder Provokation oder Gleichgültigkeit. Vielen ist es egal, ob ein Lehrer sie erwischt oder nicht, weil sie glauben, dass sowieso nicht viel passieren kann. Ein Schüler aus der Q1 sagt: „Ich habe keine Angst, dass ein Lehrer mich erwischt. Ich habe mein Handy auf dem Schulgelände weiterhin ganz normal benutzt. Bisher ist noch nichts passiert und selbst wenn, wäre das auch kein Weltuntergang.“ Andere wiederum wollen die Grenzen austesten und schauen, wie dehnbar das Verbot ist bzw. wie viele Lehrer tatsächlich handeln. Sätze wie: „Was wollen die schon dagegen machen?“ oder „Es interessiert die Lehrer doch selber nicht“, hört man oft. Denn was auch immer die Lehrer offiziell sagen, unter ihnen gibt es tatsächlich auch einige, die insgeheim gegen das Verbot sind und es für unnötig oder sogar falsch halten. Ein großer Teil schaut deshalb sogar (netterweise) extra weg, wenn sie Schüler mit ihren Handys sehen.

Da stellt sich dann doch die Frage, wie sinnvoll so ein Verbot ist, wenn sich eigentlich sowieso keiner dran hält und nicht mal die Lehrer dessen Einhaltung kontrollieren wollen… Wobei man korrekterweise einräumen muss, dass es durchaus die ein oder andere Lehrperson gibt, die dieses äußerst gewissenhaft verteidigt. Diese Lehrkraft macht keinen Halt davor, das Handy ohne Kommentar einzukassieren oder den betreffenden Schüler lautstark quer durch die Pausenhalle zurechtzuweisen. Also aufgepasst!

Bei den jüngeren Klassen wird das Verbot dagegen teilweise etwas ernster genommen als in der Oberstufe. In der Pausenhalle des B-Gebäudes sieht man tatsächlich tendenziell weniger Bildschirmgeräte, allerdings ist da die Pausenaufsicht auch etwas zuverlässiger. Und auch das häufige Umschauen, ob ein Lehrer kommt, ist hier um einiges ausgeprägter – das Verbot liegt in der Luft. Aber am heimlichen Benutzen hindert es auch die Kleinen nicht. Das zeigt sich vor allem auch in den kurzen Fünf-Minuten-Pausen. Schließlich war man es jetzt ja lange Zeit gewohnt, in dieser Mini-Pause mal kurz seine Nachrichten zu checken, sich für die Mittagspause zu verabreden, oder der Familie per Nachricht im Gruppenchat von einer gerade erhaltenen Note zu berichten.

Wenn der Lehrer dann jetzt dummerweise die ganze Pause im Klassenraum bleibt und nicht gerade selber durch irgendetwas abgelenkt ist (wie z.B. sein eigenes Smartphone), dann bleibt uns als Schülern ja nichts anderes übrig, als unser „Bildschirmgerät“ clever zu verstecken und es eben heimlich zu benutzen.

Ob das Verbot der Bildschirmgeräte nun also seinen Sinn und Zweck erfüllt oder die Schüler einfach nur dazu motiviert, im Umgang mit ebenjenen noch cleverer und unauffälliger zu werden, ist an dieser Stelle noch fraglich. Da können wir nur abwarten und sehen, wovon die Zukunft mehr bereithält: Handyverächter oder Handyverfechter.

Von Adriane Helios (Q1) und Sophie Sprengel (Q1)

You may also like...